Jetzt habe ich mich nach langem Lesen entschlossen, auch mal einen Kommentar hier abzugeben, weil ich das Bashing, insbesondere die Beleidigungen gegen Falk, mehr als unangemessen finde. Zugegeben, er ist jetzt auch nicht gerade mein Lieblingsmoderator, das gibt mir aber nicht das Recht, ihn öffentlich zu beleidigen. Das ist erst mal mein eigenes Problem. Dass er als Angestellter die Entscheidungen seines Arbeitgebers verteidigt und nach außen vertreten muss, ist für mich nachvollziehbar und hat mit fehlendem Rückgrat nichts zu tun. Wenn wir das mal etwas verallgemeinert beschreiben, hat er einen Job in einer Nische, der ihm Spaß macht. Selbst wenn er das Talent dazu hat (hätte) bei einem anderen Radiosender zu moderieren, würde es ihm evtl. keinen Spaß machen, weil er sich dann erst recht verbiegen müsste. Zudem kann nicht jeder ständig seinem Arbeitgeber hinterher ziehen, weil evtl. der Partner oder Kinder an das aktuelle Umfeld gebunden sind. Jeder, der schon mal in der Situation war, dass sein Arbeitsplatz auf der Kippe stand, wird froh sein, wenn es irgendwie weitergeht und wird sich nicht öffentlich hinstellen, und schlecht über seinen Arbeitgeber reden, was im Übrigen zu Recht disziplinarische Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Im Gegensatz zu Charly (den ich als Moderator früher sehr geschätzt habe), hat er seinen Arbeitsplatz noch und kann demnach nicht alles falsch gemacht haben. Was SSL betrifft, gefällt mir die Entwicklung seit Jahren auch nicht. Der erste Einbruch kam für mich mit dem Absetzen von Mellomania. Wenn ich mir aber die Entwicklung von Mellomania danach im Internet und das Einstellen der Compilations ansehe, war die Entscheidung wahrscheinlich leider doch notwendig? Der zweite große Einbruch war die Ausstrahlung von diesen dummen Radiogewinnspielen, was mich als Hörer sehr befremdet hat. Letztendlich war das Absetzen von Welcome to the Club ein weiterer negativer Meilenstein. Ob das alles unternehmerische Fehlentscheidungen waren oder notwendige Marktanpassungen, kann ich nicht entscheiden. Das ist letztendlich so wie im Sport. Es gibt 80 Mio. Bundestrainer, die meinen, alle mehr Ahnung als Jogi haben. Wenn wir mal unsere SSL-Brillen abnehmen, und uns in unserem Umfeld umschauen (Kollegen, Verwandte, Freunde, Nachbarn), werden wir vermutlich nicht allzu viele Menschen sehen, die elektronische Musik hören (ich persönlich kennen Niemanden und werde nur mitleidig belächelt, wenn ich sage, dass ich SSL höre). Wir haben also ein Produkt, was nur von einer sehr begrenzten Zielgruppe konsumiert wird, nämlich die paar Leute, die samstags beim Putzen nebenher Mails senden und meinen, sie müssen die Nachbarn beschallen und ein paar Junggebliebene wie mich. Trotzdem hat man es über 20 Jahre geschafft, sich am Markt zu bewähren, also hat die Geschäftsführung offensichtlich unternehmerisch erfolgreich gehandelt und war in diesem Zeitraum ein Arbeitgeber für zig Menschen. Ein privat geführtes Unternehmen wird i.d.R. dauerhaft nur bestehen, wenn die Einnahmen größer als die Ausgaben sind. Die wenigsten hier die meinen, Ahnung zu haben, wie man Radio macht, werden sich jemals Gedanken darüber gemacht haben, was es heißt, ein Unternehmen zu führen. Eine Stunde Radio senden bedeutet nicht, 50€ Kosten für den Moderator zahlen zu müssen. Ein Großteil der Werbespots auf SSL sind Eigenreklame, ein paar Discounter werben samstags während ich Classics höre. Wenn das pro Stunde 2min sind, ist es vermutlich hoch gegriffen. Nun hat Sunshine-Live eine relativ kleine Zielgruppe, was den Sekundenpreis für Werbespots nicht in schwindelerregende Höhen sprießen lässt. Rechnen wir der Einfachheit halber für eine Sekunde Werbung mit 10€ (was vermutlich eher geringer ausfällt, wenn man ganze Blöcke bucht bzw. Spitzenpreise nur mit wenigen Sendungen erzielt). Das macht bei 4h Classics mit einer Gesamtwerbezeit von ca. 8 min Einnahmen von knapp 5000€. Auf der Ausgabenseite haben wir (alles nur grob geschätzt): einen Moderator, eine wesentlich größere Anzahl Mitarbeiter im Hintergrund (Redaktion, Verwaltung, Geschäftsführung, auch die Putzfrau will bezahlt werden), Mieten, Abschreibungen für Technik, Steuern, Versicherungen, Sendegebühren, Gema usw. Jetzt kann sich jeder selber ausrechnen, wie profitabel man mit dieser Art Musik sein kann.
Zum Thema Kabel-Abschaltung: warum sollten 4 Wochen Vorlauf nicht ausreichen, um sich über alternative Empfangsmöglichkeiten zu informieren bzw., ein neues Gerät für ein paar Euro zu kaufen? Was wäre anders, wenn man es ein halbes Jahr vorher angekündigt hätte? Wir reden hier nicht von der Anschaffung eines neuen Autos für 50k€ was geplant werden muss....
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