mit den schlagern ist es wie mit allem: das, was es final auf einen sampler wie "schlager-bild" und ähnliche geschafft hat, das ist das bis auf die messerspitze herausdestillierte an schlagern. das ist das "das geht immer", die "superhits", aber nicht zwingend die breite masse.
ein sehr guter spiegel für mich ist das z.b. meine grosstante, die über mir wohnt. in ihrer fast 60 jahre alten saba-musiktruhe liegen die singles noch wie damals in den 50ern und 60ern üblich: meistens ohne hülle aufeinander, voller herzschmerz und zu 95% abseits des damals alltäglichen und heutigen hitsounds. interpreten, die ich noch nie gehört habe, teils echt überraschungen und vorallem eine musik, die man heute zwar als schlager abstempelt, die aber sicher weit mehr ist als das. da sind titel dabei, die ein musikalisches arrangement von interpret und orchester bieten, das spielt auf hohem niveau. und manche davon machen dich teils sprachlos. eins meiner lieblingsbeispiele: die blutjunge wencke myhre. diese dame klang 1966 zerbrechlich und dabei schon fast unverschämt unzüchtig mit ihrer leicht hauchigen sehnsucht in der stimme, konnte sich aber auch auf einem konstanten ton die lunge aus dem leib singen. stimmlich zwischen orkan und bettgeflüster. dem packte man bei der polydor das orchester james last unter. und der hansi legte da einen warmen angenehmen klangteppich mit ganz feinen nuancen und voller kraft vor, der sich mit us-chartproduktionen dieser zeit aus dem stand messen kann. er verteilt sich schon über gitarre, piano, streicher und ein recht dominantes drumming, dazu ein nicht zu aufdringlicher chor und folgt damit exakt der stimme von wenke, so wie ein handschuh sich um die finger schmiegt, was auch eine selten gehörte dynamik freisetzt. eine wirklich tolle platte, fast vergessen dabei aber ein echter leckerbissen. nur kurz darauf war wenke auf spass- und stimmung aboniert, der weg zu solchen nummern zurück war damit verbaut. verdammt schade.